Wie werden in Zukunft Dokumentarfilme über Influencer*innen aussehen, die ihr Leben akribisch mit Selfies und Bildern festhalten? Wie lässt sich diese Materialfülle strukturieren, um eine interessante Geschichte für die Leinwand zu erzählen?
Die 1952 in Prag geborene Fotografin Libuše Jarcovjáková entstammt nicht der Social-Media-Ära. Trotzdem bietet der filmische Essay Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte der Regisseurin Klára Tasovská eine beeindruckende Antwort auf die Frage, wie ein radikal autobiografischer Stil zu einer einnehmenden Kinoerfahrung werden kann.
Tasovská erklärt, sie wolle den Zuschauer*innen ermöglichen, die Welt durch Jarcovjákovás Augen zu sehen. Der Film besteht vollständig aus deren Fotografien, ohne Talking Heads oder Archivaufnahmen. Unterlegt sind viele Momente mit Jarcovjákovás Tagebucheinträgen, die per Voice-over von ihr selbst vorgelesen werden, und mit Geräuschen, durch die sich eine lebendige Atmosphäre entwickelt. Die Dringlichkeit in ihren Fotos und Texten ist spürbar, und Jarcovjáková betont, dass Fotografie für sie überlebenswichtig sei. Wie der Titel bereits andeutet zeigt der Film ihre Identitätssuche und den Wunsch nach innerer Freiheit, ohne sich anzupassen.
Er funktioniert als Zeitdokument, das persönliche Narrative nicht vernachlässigt. Wir erfahren, wie die Zwänge des repressiven tschechoslowakische Regime ihr Leben prägte. Jarcovjáková beschreibt ehrlich die Konflikte, insbesondere für Frauen und queere Menschen. Ihre Fotografien der Communities der Roma, vietnamesischen Migrant*innen und der queeren Szene stehen im starken Kontrast zu den damaligen Restriktionen. Dass Jarcovjáková häufig mit Nan Goldin verglichen wird, ist verständlich und mag dabei helfen, ihre Kunst einzuordnen. Dieses Werk zeigt allerdings, was für eine besondere, einzigartige Persönlichkeit mit ganz eigenem Blick Jarcovjáková ist.
(Dokumentarfilm, SK/AT 2024, 90 Min., FSK: ab 0 Jahren, Regie: Klára Tasovská)
Wir zeigen den Film als exklusive Previewtermine im Rahmen der World Press Photo Ausstellung.
Der bundesweite Kinostart ist im Januar 2025.
ANMELDUNG ZU PIDOS KINDERKRAM AB SOFORT MÖGLICH
Am 10. November 2024 lädt Pinguin Pido wieder zum großen Kindertrödel mit Kultur- und Kreativprogramm ins Depot!
Ob Stofftier, Skihose oder Schleichfigur: Auf Pidos Kinderkram in der Mittelhalle, gesponsert von der DEW21, finden große Schätze und kleine Trödelfans zusammen.
Einst die Straßenbahnhauptwerkstatt der städtischen Verkehrsbetriebe, ist der Kulturort Depot heute ein Ort, an dem die Kreativität ihren freien Lauf nimmt. Mehr als 40 Einzelpersonen, Gesellschaften, Vereine und Büros haben sich seit der Eröffnung 2001 etabliert.
Von Architektur und Design über Fotografie bis hin zu Bildender und Darstellender Kunst - der Kulturort Depot Dortmund vereint alles unter einem großen Dach.
Besucher*innen können sich auf ein abwechslungsreiches Programm freuen. Ausstellungen, Theater, Tanz, Kino, Märkte, Konzerte und verschiedenste Workshops: im Depot ist für jeden etwas dabei.